Das war nicht nur irgendein beliebiges Ausscheiden aus dem DFB-Pokal: In Saarbrücken ist für viele Borussen ein greifbarer Traum und gleichzeitig die gesamte Saison schmerzvoll zu Ende gegangen.
Drittligist gegen Erstligist – David gegen Goliath: So musste man die Viertelfinalpartie im Vorfeld ganz nüchtern einordnen. Und das trotz des bemerkenswerten Weges der Blau-Schwarzen in dieser Pokalsaison. Den KSC hatte man niedergerungen, den Rekordmeister aus München blamiert und Eintracht Frankfurt dominiert. Zu solch einem Lauf gehört einiges dazu. Dennoch waren die Kräfteverhältnisse eindeutig und Borussia Mönchengladbach der Favorit.
Schauplatz sollte erneut das Ludwigspark-Stadion werden. Nachdem die erste Ansetzung ins Wasser fiel, hatte die Stadt notgedrungen nachgebessert. Zwar war nun die Rasen-Oberfläche recht ansehnlich, doch die weiterhin fehlende Drainage sollte sich spätestens in der zweiten Spielhälfte deutlich bemerkbar machen. Denn wie bereits fünf Wochen zuvor regnete es auch an diesem Dienstagabend in Strömen.
Weder das Kackwetter, noch der Streik bei der Bahn hielten sechs Isarfohlen davon ab, abermals den Weg ins Saarland auf sich zu nehmen. Da die Auslosung des Halbfinals bereits Wochen zuvor stattfand, war der mögliche Weg ins Finale bereits vorgezeichnet: Saarbrücken – Kaiserslautern – Berlin. Gegen zwei unterklassige Gegner erschien die Chance riesig. Die Gelegenheit, auf dieser Reise dabei zu sein, konnten wir uns einfach nicht entgehen lassen. Nochmal Urlaub, nochmal Anreise, nochmal Hotel. Sogar die bereits erkundete Kneipe „Glühwürmchen“ wurde erneut aufgesucht.
Bereits ordentlich durchnässt kamen wir am Stadion an. So ging es zügig in den Block, wo wir unsere Zaunfahne anbrachten und uns in Position brachten. Die Stimmung der mitgereisten Schlachtenbummler war entschlossen. Jedoch war auch zu merken, dass die zweite Reise nach Saarbrücken nicht jedem geglückt war. Vermutlich waren etwa 1600 Borussen vor Ort.
Der wilde Auftakt in die Partie lief nicht verkehrt und Robin Hack brachte uns bereits nach wenigen Minuten in Führung. Was dann auf dem Platz folgte, steht sinnbildlich für diese Saison: Eine kollektiv unkoordinierte Defensivleistung sorgt für den prompten Ausgleich. Wir können den Laden einfach nicht dicht halten. Die Fohlenelf präsentiert sich in der Folge engagiert und mitunter auch kämpferisch, aber es gelingt nicht, die herausgespielten Torchancen zu verwerten. Die Überlegenheit unserer Mannschaft entließ einen nichtsdestotrotz optimistischen Gästeblock mit einem 1:1 in die Pause.
In der zweiten Hälfte wurde alles von Minute zu Minute zäher. Die Saarbrücker parkten vor dem eigenen Fünfmeterraum den Mannschaftsbus und stellten die eigenen Offensivbemühungen fast engültig ein. Eine Spielsituation, mit der unsere Elf traditionell seit Jahren nicht klarkommt. Gepaart mit einem Spieluntergrund, der mittlerweile eher einem Planschbecken für Babys glich, fiel uns offensiv kein effektives Mittel mehr ein. Ergebnis der Minuten 46 bis 94: Null Torschüsse. Sorgen breiteten sich auch in der Nordkurve aus, als bereits die reguläre Spielzeit als abgelaufen angezeigt wurde.
Und es kam, wie es kommen musste: Saarbrücken fährt mit letzter Kraft einen zielstrebigen Konter, unsere Verteidigung unsortiert und RUMMS. Ein Gefühl, als wäre gerade das Stadiondach unter den Wassermassen zusammengebrochen und auf uns drauf gefallen. Was für eine Katastrophe. Sekunden vor der Verlängerung so kopflos zu spielen, macht einen einfach nur fassungslos. Aus ist der Traum von Berlin, die bereits durchwachsene Saison von einem auf den anderen Augenblick beendet.
Enttäuschung, Wut, Verzweiflung sind wohl die treffendsten Beschreibungen der Gefühlslage. Und auch wenn einige Reporter und Kommentatoren sich gerne früher aus dem Staub gemacht hätten und hierin immer wieder Anmaßungen und Skandale schnuppern: Es ist das Recht der Fans und die mindeste Schuld der Spieler nach dem Abpfiff vor die mitgereisten Fans zu kommen. All die erwähnten Emotionen wurden in diesem Moment sehr deutlich präsentiert.
Es hätte eine so schöne Pokalreise werden können. Das krachende Scheitern hebt jedoch auch den Schleier von vielen gravierenden Problemen in diesem Verein, sportlich wie führungstechnisch. Es müssen sich dringend Dinge ändern, um das Ruder langfristig wieder herumzureißen, die beabsichtige Spielidee zu schärfen und dem Borussia-Weg endlich ernsthafte Kontur zu verleihen. In der Tabelle ist in dieser Saison nach oben wie nach unten kaum noch etwas zu erwarten. Die Borussia muss sich auf Grundsätzliches konzentrieren.
Ein Lichtblick dieser Saison war in jedem Fall der Zusammenhalt zwischen Mannschaft und Kurve. Tolle Choreografien in der Nordkurve und im Schnitt über 4.500 mitreisende Borussen haben dies eindrucksvoll bewiesen. Es bleibt zu hoffen, dass wir den Spirit nach diesem Tiefschlag nicht verlieren, sondern nächste Saison gemeinsam wieder angreifen!
„Und ist Borussia mal nicht gut drauf,
geben wir noch lang nicht auf.
Denn die Elf vom Niederrhein,
wird auch wieder siegreich sein!“
Lott Jonn
Christoph