Ludwigsbad Saarbrücken – Klappe, die erste!

In dieser Umbruchssaison 2023/2024 wird unsere Borussia in der Bundesliga wahrlich keine Bäume mehr ausreißen. Zu inkonstant präsentiert sich unsere junge Truppe unter dem dritten Trainer in drei Jahren. Eine Qualität kann man unserer Mannschaft jedoch keinesfalls absprechen: Kampfbereitschaft! Und nicht zuletzt das ist es, was es für eine gute Pokalsaison braucht. Lange war die Ausgangssituation in der Runde der letzten Acht nicht so gut, tatsächlich mit 6 Siegen mal wieder einen ganz großen Coup zu landen.

Seit der Viertelfinalauslosung vom 10. Dezember 2023 fieberten alle Borussen und auch wir Isarfohlen auf das Gastspiel im Saarland hin. Manch einer hatte sogar einen Countdown auf dem Handy. Es war alles angerichtet: Für eine erinnerungswürdige Auswärtsfahrt – Flutlichtspiel – den Einzug ins Halbfinale. Doch es kam alles etwas anders als geplant.

Sechs hungrige und durstige Isarfohlen trafen bereits mittags in der Landeshauptstadt ein. Die Anreise mit dem Zug lief problemlos, sogar ein Pubbesuch am Mannheimer Hauptbahnhof war inbegriffen. Also dann, ab ins Brauhaus in der Innenstadt. Knapp 2.000 Gladbacher konnten Karten für das Spiel ergattern und so traf man früh die ersten Gleichgesinnten. Die Saarbrücker Szene rief für dieses Highlight zu einem Fanmarsch zum Stadion auf. Diesen konnte man auch schwer übersehen oder überhören, Polizeipräsenz und Feuerwerk wiesen sehr ausdrücklich auf die Blau-Schwarzen hin. Da machten wir es uns bei anhaltendem Dauerregen lieber in einer der umliegenden Kneipen gemütlich, im Glühwürmchen. Darauf kommen wir später noch zurück.

Der Marsch hinauf zum Ludwigsparkstadion sollte doch rund 30 Minuten in Anspruch nehmen und so machten wir uns mit reichlich Vorlauf auf den Weg. Und ja, der Regen ging uns allen ziemlich auf den Senkel. Das Wetter war wirklich bescheiden, fachte im Gegenzug aber auch die Lust auf einen Flutlicht-Pokalfight weiter an. Beschildert war der Weg zur Gästekurve nicht wirklich; querfeldein stapften wir durch ein matschiges Waldstück hinunter auf den Gästeparkplatz, auf dem sich neben Stadionsprecher Knippi und allerlei Polizei schon hunderte Borussen für die langsame Einlasskontrolle bereitmachten. Überdacht war da nix, klitschnass hörten wir lediglich ein komisches Brummen aus dem Innenraum. Ja, es waren die Laubbläser. Zu diesem Zeitpunkt waren wir uns noch recht sicher, dem nahenden Spielbeginn entgegenzufiebern.

Etwa eine Stunde vor Spielbeginn hatten wir uns dann im Block in Stellung gebracht. Und was für eine Stimmung da in der Luft lag, unglaublich. Der harte Kern war am Start und die Ultras hatten eine Choreo im Gepäck, passenderweise mit Regenponchos. Die Kehlen liefen für einen 90 oder gar 120-minütigen Pokalfight heiß. „Im Herzen die Sehnsucht nach einem großen Sieg“!
Zwischenzeitlich bearbeiteten 16 Laubbläser die uns angrenzende Spielhälfte, auf der sich wenig später nach den Torhütern auch unsere Feldspieler warmmachen sollten. Aus grün wurde in wenigen Minuten braun, das sah schon alles bedenklich aus. Aber, wenn der Rasen tatsächlich so schlecht wäre, hätten sie es doch sicherlich schon vor Stunden abgesagt, oder? Selbst die Schiedsrichter drehten ihre uninspirierten Warmlaufkreise, das musste doch schon klappen. Wir waren uns alle klar, dass diese Platzverhältnisse einem Drittligisten immer zugutekommen würden, aber der Fußballromantiker in uns hatte auch Bock auf die Wasserschlacht.

5 Minuten vor Anpfiff der Partie (FÜNF!) kam dann die Hiobsbotschaft: Absage! Ein Gefühlsbad an Emotionen war im Block zu spüren: Enttäuschung, nachdem man solche Vorfreude hatte – Wut über die Verantwortlichen, verlorene Urlaubstage und einer Menge Geld – purer Trotz dieser ganzen Situation gegenüber. Letzteres führte zu minutenlangen Abfeiern der Raute und Abfeuern von Bengalos; schließlich musste die von den Ultras mitgebrachte Pyrotechnik noch ihrem Zweck zugeführt werden.

Uns blieb nichts anderes übrig, als den Fußmarsch zurück in die Stadt anzutreten. Ab ins Glühwürmchen! Mit ein paar kühlen Getränken und einigen anderen Borussen wurde „Die Seele brennt“ in die Saarbrücker Nacht geschmettert. Im Hotel durfte dann ein jeder seine Socken auswringen, bis es am nächsten Morgen auf Heimreise ging.

Was für eine Auswärtsfahrt. Einige Fragen bleiben jedoch hängen: Wie kann ein Stadion mit Drittlilgalizenz, in dem Profifußball gespielt werden soll, einen so miserablen Rasen ohne Drainage haben? Mittlerweile ist klar: Die Stadt Saarbrücken hat sie einfach weggespart. Wie konnte dieses Spiel nicht bereits nachmittags abgesagt werden, wenn die Situation so absehbar war. Sehenden Auges ist man in die Katastrophe gesteuert und die Belange der Fans waren dabei mal wieder scheißegal! Laubbläser haben dann die Pfützen stundenlang auf dem Rasen verteilt. Realsatire, Arbeitsbeschaffungsmaßnahme oder schlicht reine Dummheit?

So bitter das ins Wasser gefallene Viertelfinale auch war: Wir haben das beste draus gemacht und diese Fahrt wird sicher lange in Erinnerung bleiben. Vorraussetzung ist jedoch, dass wir am 12. März den Einzug ins Halbfinale feiern können. Dann heißt es, je nach Wetter: Ludwigsbad Saarbrücken – Klappe, die zweite. Die Isarfohlen sind wieder mit dabei.

Lott Jonn
Christoph

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